Der Pfad des Feuers
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Kapitel 10: Stell dich deiner Angst

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Beitrag von Arashi Eispfote Sa Okt 07, 2017 2:25 pm

Kapitel 10: „Stell dich deiner Angst“

von Arashi Eispfote

Ich wachte von einem lauten Knall auf. Erschrocken sah ich mich um. Wo waren wir hier? Dann erinnerte ich mich. Nachdem Ravius uns versichert hatte, dass der Stab die Ursache allen Übels war und Zin mich davon abhielt den Stab zu zerstören, hatten wir unsere Reise fortgesetzt. Nur hielt ich Abstand zu ihm. Ich wollte ihn nicht mehr mit mir herumtragen…

Wir waren in der Schreckensöde. Ich kannte hier jemanden, der uns bei unseren Fragen helfen konnte… Jemanden der die Gab besaß, Dinge zu sehen, die in weiter Entfernung geschahen. Keine angenehme Person aber darum ging es auch nicht! Wir hatten an einer alten Mantishöhle übernachtet.

Am Abend zuvor gerieten wir etwas aneinander… Die anderen zweifelten an mir… Sie misstrauten mir… Dieses Wissen tat weh, aber ich konnte es auch verstehen. Mir entfuhr ein Seufzen. Ich rappelte mich auf und ging der Ursache des Knalls auf den Grund.

Zin war anscheinend auch wach geworden, denn er kam nur wenige Augenblicke nach mir dort an. Wir entdeckten Ravius, der dort etwas verkohlt am Boden lag, nicht weit von einem improvisierten Altar, auf dem ihr Stab lag. Dieser war soweit ich es einschätzen konnte unversehrt.

Ravius erklärte uns, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, dass er sich an einer Art Zauber oder so etwas versucht hatte, um zu ermitteln was genau für ein Fluch auf dem Stab lag. Zin und er verstrickten sich in eine Diskussion, der ich aber kaum folgte. Mein Blick wurde immer wieder vom Stab angezogen. Ich ging immer näher und näher…

Mein Blick blieb an einer Stelle des Stabes hängen und meine Pfote wanderte instinktiv dorthin.

„Halt Shi!“, Zin kam zu mir und hielt mich fest. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Was war denn das? Ravius beobachtete mich interessiert, sagte kein Wort. Zin und er wechselten nur kurz Blicke und er belegte meine Pfote mit einer Art Schutzzauber…

Dieser ganze Hokuspokus war mir wirklich nicht geheuer. Aber wenn er unbedingt darauf bestand.. Ich seufzte wieder. Mein Blick richtete sich wieder auf den Stab. Es dauerte nicht lange, bis ich wieder in eine Art Trance versank und mich vom Stab geradezu magisch angezogen fühlte… Meine Pfote wanderte zu der kleinen Flasche, die am Kopf des Stabes baumelte.

Ich griff nach ihr und zog sie ab – sofort sackte ich zusammen. Zin hielt mich fest und langsam rappelte ich mich wieder auf, die Flasche immer noch in den Pfoten haltend.

Ravius streckte die Hand danach aus und ich reichte sie ihm, etwas wiederwillig. Dabei schrie alles in mir, dass ich diese dämliche Flasche loswerden wollte. Er bereitete einen Zauber vor. Stellte Kerzen auf. Es sah fast aus, wie ein Stern. Ich setzte mich an den Stamm eines Baums und beobachtete was er da tat.

Er murmelte etwas. Merkwürdige Worte, die ich nicht verstand.

Und dann geschah etwas. Ein seltsamer Nebel trat aus der Flasche aus. Panik machte sich in mir breit. Aber warum? Dann jedoch verstand ich… Denn der merkwürdige Nebel manifestierte sich schnell zu einer Person. Eine Person die ich nur allzu gut kannte.

Ich sah in mein eigenes Spiegelbild.

Die Stimme lachte höhnisch, sprach in meiner Heimatsprache mit mir und erinnerte mich an alles, woran ich vermeintlich Schuld war, alles was ich falsch gemacht hatte.

„Du hast sie im Stich gelassen, kleine Eispfote! Du hast sie alle im Stich gelassen!“

„Deine Schwester ist wahrscheinlich schon längst tot und verbrannt durch die Flammen der Legion!“

„Du hast sie alle im Stich gelassen! So schwach, so unbedeutend und dennoch voller Wünsche und Hoffnungen, dass deine Familie stolz auf dich ist!“

Die Stimme lachte hämisch und ich hielt mir die Pfoten an die Ohren. Ich wollte das nicht mehr hören! Ich wollte nicht hören, wie sie mir meine eigenen Ängste und Befürchtungen vorhielt! Ich konnte es einfach nicht ertragen.

Doch die Stimme hörte nicht auf. Jede Erinnerung beschwor sie herauf und irgendwann konnte ich nicht anders…

Ich sackte zusammen. Ich schüttelte den Kopf und schrie, dass sie aufhören sollte!

„Hör auf! Bei den Elementen hör auf!“

„Was hast du denn, kleine Eispfote? Willst du die Wahrheit nicht hören?“

„Du bist allein, merkst du das nicht? Ganz allein und einsam hockst du im Dunkeln. Keiner da, der dich festhält, keiner da, der dich retten kommt…“, die Stimme lachte erneut und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.

Ich wusste nicht, was die anderen taten, ich konnte nichts sehen, nichts hören und nichts spüren außer Dunkelheit, dieser Stimme und die schreckliche Angst, die sie in mir schürte.

„Du wirst diese Gruppe in ihr Verderben führen, kleine Eispfote. Und das amüsanteste ist, du wirst es erst dann realisieren, wenn es schon längst zu spät ist. Wenn die Donner über euch kommen und der Himmel sich grün färbt…“

Dann plötzlich hörte sie auf. Ich schaute zögerlich auf, bemerkte, dass Zin mich festhielt und sah zu Ravius, der merkwürdige leuchtende Narben im Gesicht hatte. Mir wurde schnell klar, was passiert war und bekam sofort ein schlechtes Gewissen.

„Ist es fort?“

Ravius schüttelte nur den Kopf: „Es ist weg, aber ich konnte nicht erkennen, wohin es geflohen ist.“

Er musterte mich eindringlich, als suche er Antworten.

Er erklärte uns dann, dass er einen Verdacht hätte, dass es sich um ein Wesen handelte, dass sich von negativen Emotionen nährt und diese auch verstärkt. Ich nickte nur langsam und ließ die vergangenen Wochen und Monate an mir vorüberziehen. Die Einsamkeit, die Trauer, der Schmerz, die Angst, die schreckliche Wut in mir…

Ja dieses Wesen hatte wahrlich viel Nahrung von mir erhalten...

Ich schaute die beiden an und hielt einen Moment inne, ehe ich mich wieder zusammen nahm und mich aufrichtete. Die Maske der Selbstsicherheit aufgesetzt meinte ich mit ruhiger Stimme: „Ein Grund mehr, unsere Reise fortzusetzen. Wir brauchen mehr Antworten!“

Jedoch plagten mich noch in derselben Nacht die Nachwirkungen dieser seltsamen Erscheinung. Albträume ließen mich keine Ruhe finden und schließlich stand ich gepeinigt von jenen auf und begab mich den Hügel hinab ans Ufer und meditierte…
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